SOHNEMANN

Nach ihrer 2016 erschienenen EP „Goldenes Schweigen“, wurde es erst mal still um Manuel Binder (Gesang, Gitarre) und Niklas Genschel (Schlagzeug, Keys, Gesang) – denn die beiden wurden vom absoluten Klassiker der Fragen heimgesucht, die junge Musiker schon seit eh und je zermürbt: Wohin soll die Reise gehen?

Manuel zieht nach Berlin, Niklas übernimmt die Leitung eines Chors. Sohnemann sind immer mehr oder weniger aktiv, aber so richtig vor oder zurück geht es drei Jahre lang nicht. Anstatt sich aber von diesem Zustand aufreiben zu lassen, nutzen Sohnemann genau diese Ungewissheit als Antrieb für neue Musik.

Und siehe da: noch 2019 erscheinen gleich zwei neue EPs: Hallo Angst und Langsam ist König.

Für „Hallo Angst“ frönen Sohnemann dem Perfektionismus: zusammen mit renommierten Produzenten wie Jochen Naaf (u.a. Bosse, Giant Rooks), David Maria Trapp (u.a. EMMA6) und Fabian Langer (u.a. AnnenMayKantereit, Neufundland) sowie Sven Ludwig (u.a. OK KID, Xavi) entstehen in der Bandheimat Köln vier Songs. Diese sind zwar nach allen Regeln der Kunst ausproduziert, wirken jedoch trotzdem zu keinem Zeitpunkt kaputt-produziert oder seelenlos.

Der Titeltrack behandelt den Umgang mit Angst und Ungewissheit, Isolation und Entfremdung, „Dürfen wir das“ beleuchtet den modernen Hedonismus aus der Perspektive eines Rheinländers in Berlin. Der Sound des Duos ist frisch und nicht direkt vergleichbar mit anderen deutschen Acts, was gerade angesichts der kleinen Bandformation ein Indikator für ein besonders gutes Händchen in Sachen Songwriting ist.

Die zweite EP „Langsam ist König“ erscheint dann eine Woche später: die drei Songs sind das Ergebnis nach dem Platzen des Knoten. Nach langer Pause ist endlich wieder Musik fertig und alles geht auf einmal wieder ganz schnell: „Langsam ist König“ entsteht in nur wenigen Tagen bei einer spontanen Session in Berlin. Aufgenommen wird unter anderem einfach im Proberaum. Dennis Jüngel (Oracles, Lingby) sorgt für einen zwar reduzierteren, aber nicht minder mitreißenden Sound. Den Songs hört man die neugefundene Leichtigkeit sofort an.

Auf ihren insgesamt sieben neuen Songs vertonen Sohnemann moderne Melancholie und lassen dabei all die Fettnäpfchen, in die man treten kann, links liegen. Deutschsprachige Musik fernab vom Kitsch ist möglich!